Donnerstag, 11. November 2010

Weiß-Tanne - Abies alba

Manche stellen sich zu Weihnachten eine "Weißtanne" als Weihnachtsbaum ins Wohnzimmer, wohl aus dem Glauben heraus, dieser Baum halte sich länger und verursache weniger Nadelabfall, was bei der Entsorgung aus der Wohnung immerzu lästig ist.

Der Pfahlwurzler "Weiß-Tanne" findet sich in dieser Schreibform mit Bindestrich in der Fachliteratur.

"Die Schreibweise mit Bindestrich ist in der botanischen Fachliteratur gebräuchlich und verdeutlicht die Gattungszugehörigkeit. Der Name leitet sich von der im Vergleich zur Gemeinen Fichte (Picea abies) auffallend hellgrauen Borke ab." (1)

Der Baum gehört zu der Gattung "Tannen" (Abies) und diese in die Familie der "Kieferngewächse" (Pinaceae). Man sagt landläufig zu dieser Baumart "Weißtanne", "Edeltanne" und auch "Silbertanne".

Bergau, Müller, Propst und Schäfer beschreiben den Baum so:

"Nadeln flach und an der Spitze eingekerbt; unterseits mit weißen Streifen; Nadelgrund ein grünes Scheibchen, das mit abfällt; ältere Zweige dadurch glatt. Zapfen aufrecht; sie verlieren ihre Schuppen einzeln und die Spindel bleibt am Zweig. Borke hell (Name!)." (2)

Dass sich diese hohe Pflanze, die wohl bis an die 50m hoch werden kann, wesentlich detaillierter beschreiben läßt, geht aus anderen Texten hervor. Zu den Blüten wird gesagt:

"männliche Blüten rötlich, 2 - 2,5 cm lang, einzeln in Blattachseln;weibliche Blüten hellgrün, 2,5 - 3 cm lang, zylindrisch. Blüten ab einem Alter von etwa 30 Jahren." (3)

Zur Borke ließ sich auffinden:

"weißgrau, glatt bei jungen Individueen, mit Harzbeulen, bei Älteren Bäumen aufgeplatzte Rinde, rauh. Triebe graubraun, behaart, rauh, nicht gefurcht." (4)

Wozu sie genutzt werden kann, ist hiermit angedeutet:

"Die ätherischen Öle der Weiß-Tanne haben auswurffördernde, antimikrobielle und hautreizende Eigenschaften.
Weißtannenöl wird zur Inhalation bei Erkrankungen der Atemwege und zum Einreiben bei rheumatischen Beschwerden sowie bei Durchblutungsstörungen verwendet. Viele Erkältungsbalsame beinhalten Inhaltsstoffe, die aus Nadeln oder Zapfen der Weiß-Tanne gewonnen werden." (5)

Man kann dem wesentlich akribischer nachgehen. Interessante Bemerkungen dazu, wieso die Weiß-Tanne im deutschen Kulturraum vorkommt, lassen sich hier nachlesen:

"Nach LANGER (1958) wanderte die Tanne in der Nacheiszeit auf einem südwestlichen Weg über den Schweizer Jura in die Vogesen und Schwarzwald, Baar und Südalb ein. Über einen Südweg über die Alpenpässe überwand die Tanne die Zentralalpen und erreichte schließlich über das Allgäu den Bodensee und das westliche bayerische Alpenvorland. Ein östlicher Rückweg führte über Ostbayern in die Sudeten und das Erzgebirge.
Genetische Untersuchungen von BERGMANN (1990) weisen für die Tannenvorkommen in Kalabrien die höchste genetische Vielfalt und Variationsbreite aus. Dies lässt darauf schließen, dass die Tanne in diesem Refugium seit langem in einer stabilen Umgebung existiert hat und sich in Ruhe ihr genetisches Potential aufbauen konnte. Aufgrund der langen Rückwanderung nach Norden und Osten könnte sich der Verlust an genetischer Vielfalt der mittel- und osteuropäischen Tannenvorkommen erklären. Die neueren genetischen Untersuchungen der Tannen des westlichen Schwarzwaldes deuten auf eine enge Verwandtschaft zu den Tannen im französischen Verbreitungsgebiet." (6)

Der Baum kann für die Holzwirtschaft gut genutzt werden:

"Für die Verwendung des Weißtannenholzes sprechen natürlich die regionale Verfügbarkeit und die damit verbundene regionale Wertschöpfung.
Die Tanne nimmt im Schwarzwald und den Vogesen, im Jura, im Schwäbisch-Fränkischen Wald, im Voralpengebiet, im Bayerischen Wald, im Westallgäu, in Vorarlberg und in der Schweiz im europäischen Vergleich einen außerordentlich hohen Anteil ein.
Unnötige umweltschädliche Transporte werden vermindert. Ihre Verwendung hilft Arbeitskräfte in den Regionen zu erhalten und Einkommen zu sichern. Wir nutzen damit gezielt unsere regionalen Ressourcen." (7)

Es wird darauf hingeweisen, daß das Weißtannen-Holz harzfrei ist:

"Die Harzfreiheit macht das Tannenholz zum besonderen Holz. Es hat gegenüber anderen Nadelholzarten den Vorteil, dass darin keine Harzgänge und Harzgallen vorkommen. Deshalb eignet sich das Tannenholz besonders für den Innenausbau wie Böden, Möbel, Fenster und Türen.
Die Harzfreiheit erleichtert Oberflächenbehandlungen in höchster Qualität für den Innen- und Außenbereich. Die Pflege wird außerdem ungemein erleichtert." (8)

Also nicht nur die Maserung, die Farbe des Holzes, sondern auch die Harzfreiheit machen aus dem Holz der Weiß-Tanne einen beliebten Baustoff. Wozu die Weiß-Tanne nutzbar ist, was sie im Wald und anderswo für die Menschen und die natürlichen Lebenszusammenhänge bedeutet, dem ist genauer nachzugehen.

Karl-Ludwig Diehl


Anmerkungen:
(1) siehe Zitat im Gesamtzusammenhang in:
http://de.wikipedia.org/wiki/Wei%C3%9F-Tanne
(2) zitiert aus: Manfred Bergau, Horst Müller, Wilfried Propst, Burkhard Schäfer: Bestimmungsbuch. Streifzüge durch Dorf und Stadt. Stuttgart, etc., 2004 (1.Auflage im Jahr 2000). S.114
(3)-(5) zitiert aus baumkunde.de: Abies alba:
http://www.baumkunde.de/Abies_alba/
(6) zitiert aus einer interessanten Veröffentlichung zur Holzverwertung der Weiß-Tanne, weißtanne.de:
http://www.weisstanne.de/de/die_weisstanne/plenterwald.php
(7) zitiert aus weisstanne.de:
http://www.weisstanne.de/de/die_weisstanne/regionale_ressource.php
(8) zitiert aus weisstanne.de:
http://www.weisstanne.de/de/die_weisstanne/weisstanne_holzeigenschaften.php

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen