Gelegentlich begegneten mir bei Wanderungen Leute, die die "Große Brennessel", in der Fachsprache der Biologen "Urtica dioica" genannt, sammelten. Der Grund, diese Art aus der Familie der Brennesselgewächse zu sammeln, wird Nahrungsmitteleinholung gewesen sein, denn sie ist:
"Eines der schmackhaftesten Wildgemüse, eignet sich als Hauptbestandteil von Mischsalaten. Um ein Brennen im Mund zu vermeiden, sollten die Pflanzen vor dem Verzehr gründlich durchgewalgt werden; Weiter können die Blätter zu Spinat oder Gemüsebrühe gekocht werden; Getrocknet und gerieben können die Blätter zur Aufwertung von verschiedenen Gerichten; Besonders gut passt die Brennessel als Beigabe zu Ausbackteig, Omlett, Rührei, Quiche, Kräutersauce, Kräuterbutter; Samen als Trockengewürz; Die noch grünen Samen als Brotbeilage oder geröstet; Blüten sind u.a. roh als Salatbeigabe; Abgekochte und in reichlich Salz eingelegte Blätter können als Gerinnungsmittel für Milch, beispielsweise zur Käseherstellung verwendet werden;" (1)
Daß diese Pflanze bis zu 3m hoch werden kann, hat mich jedoch regelrecht erstaunt:
"Die Große Brennnessel ist eine ausdauernde, zweihäusige Pflanze, die Wuchshöhen von 30 bis 300 Zentimeter erreicht." (2)
Beschrieben wird sie bei Bergau, Müller, Propst und Schäfer kurz und bündig so:
"Stängel und Blätter mit Brennhaaren. Blätter länglich, vorn zugespitzt und am Grund herzförmig; Blattrand grob gesägt. Pflanze meist zweihäusig." (3)
Beim Berühren der "Brennhaare" der Pflanze tritt ein Juckreiz auf. Warum das so ist, scheint noch nicht vollständig geklärt zu sein:
"In der Brennessel wurden Acetylcholin, Histamin und Serotonin gefunden. Es ist allerdings noch nicht gesichert, ob diese Verbindungen (insbesondere Histamin) für den Juckreiz verantwortlich zeichnen." (4)
Die Pflanze wird industriell verwertet:
"Brennesseln sind reich an Chlorophyll (Blattgrün) und dienen folglich als Rohstoff für die industrielle Chlorophyllgewinnung." (5)
In welchem Umfang diese Pflanze genutzt wird, bleibt bei solchen Angaben ungewiß. Den Raupen verschiedener Schmetterlingsarten dient sie als Futterpflanze, wie Bergau, Müller, Propst und Schäfer informieren. Sie weisen auch darauf hin, daß Brennesselaufgüsse "gegen Blattläuse und als Düngemittel" genutzt werden können. (6)
Um die Benennung besser zu verstehen, lohnt sich die Auswertung dieses Hinweises:
"Der Gattungsname Urtica ist vom lateinischen urere (brennen) abgeleitet. Die Bezeichnung Nessel wird mit dem mittelhochdeutschen nezzel in Verbindung gebracht, wohl wegen der Verwendung der Bastfasern zu Nesselgewebe. Der Name Brennessel bezieht sich auf die Hautreizwirkung, die die Berührung der Pflanze mit sich bringt. Die Artsbezeichnungen dioica (zweihäusig) und urens (brennend) charakterisieren lediglich die beiden Stammpflanzen der Droge näher. Die Brennessel war auch den alten Griechen bekannt, die sie Akalypte nannten. Dioskurides hob besonders die harntreibende Wirkungen der Drog hervor, und auch die Kräuterbücher des 16.Jh. beschreiben sie hauptsächlich als Mittel gegen Wassersucht." (7)
Zu finden ist diese Pflanze sehr leicht an Bächen, am Waldrand, an Ackerrändern und auf Schuttflächen.
"Sie besiedelt insbesondere humose, mineralsalzreiche Böden und gilt als Stickstoffanzeiger." (8)
Offensichtlich kann sie, da sie sich rasch ausbreitet, andere Pflanzen verdrängen oder engt ihren Lebensraum ein. Das alles deutet darauf hin, daß eine intensive Weiterbeschäftigung mit dieser Pflanzenart recht nützlich sein kann.
Karl-Ludwig Diehl
Anmerkungen:
(1) zitiert aus dem Wildpflanze.info: Große Brennessel. In:
http://wildpflanze.info/bestimmungsbuch/urtica-dioca.html
(2) zitiert aus:
http://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fe_Brennnessel
(3) zitiert aus: Manfred Bergau, Horst Müller, Wilfried Propst, Burkhard Schäfer: Bestimmungsbuch. Streifzüge durch Dorf und Stadt. Stuttgart, etc., 2004 (1.Auflage im Jahr 2000). S.82
(4)-(5) zitiert aus:
http://www.giftpflanzen.com/urtica_dioica.html
(6) siehe im Kontext bei: Bergau, Müller, Propst und Schäfer, wie vor, S.82
(7) zitiert aus: Heilpflanzen: Urtica dioica. In:
http://www.awl.ch/heilpflanzen/urtica_dioica/index.htm
(8) zitiert aus: Bergau, Müller, Propst und Schäfer, wie vor, S.82
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