Das Korbblütengewächs "Kanadische Goldrute" soll im 19.Jahrhundert aus Nordamerika "bei uns eingebürgert" worden sein, schreiben Bergau, Müller, Propst und Schäfer. Ihre Beschreibung der Pflanze, welche die Botaniker "Solidago canadensis" nennen, lautet so:
"Blütenköpfchen klein, in einer Rispe. Stängelblätter lanzettlich und gesägt; Blattunterseite und Stängel kurz behaart." (1)
Es empfiehlt sich, nach weiteren Beschreibungen der Pflanze Ausschau zu halten und möglichst viele Aussagen zu ihr zu sammeln, um das Wissen von der Pflanzen anzureichern. Matthias Zimmermann scheint sich ausgiebig mit der Pflanze beschäftigt zu haben, denn er bringt deutlich mehr Einzelheiten, denen weiter nachzugehen ist:
"Die Gattung Goldruten hat ihre Heimat in Nordamerika und umfasst ca. 100 Arten. 5 dieser Arten sind bei uns heimisch bzw. eingebürgert. Die Kanadische Goldrute ist ein bekannter Neophyt in Europa. Die Herkunft der Kanadischen Goldrute liegt in den USA und dem südlichen Kanada. Dort siedelt sie auf Prärien, Ruderalflächen und in nicht zu dichten Wäldern. Im 17. Jahrhundert wurde sie aus Amerika nach Europa als Gartenpflanze eingeführt. Zunächst als Bienenweide oder Gartenpflanze angebaut, hat sie sich wild über ganz Europa verbreitet. Die massive Verbreitung hat jedoch erst in den letzten 60 Jahren eingesetzt." (2)
Bei Zimmermann liegt also das Einbürgerungsdatum wesentlich früher als bei Bergau, Müller, Propst und Schäfer.
"Die Kanadische Goldrute vermehrt sich über zahlreiche, flugfähige Samen und über Rhizome (Ausläufer). Die Samen keimen an offenen Bodenbereichen; allerdings ist ihre Überlebensrate sehr gering. Die Sprosse einer Pflanze sind untereinander verbunden. Zudem dient das Rhizom als Wasser- und Nährstoffspeicher. So kann sich die Goldrute, wenn sie erstmal stabil wächst, immer weiter ausbreiten. Die Klone der Sprossen können ein Alter von bis zu 100 Jahren erreichen." (3)
Bei den einen Autoren herrscht die Meinung vor, die Kanadische Goldrute sei ein Verdränger einheimischer Pflanzen:
"Als Zierpflanze und Bienenweide aus Nordamerika eingeführte, leicht verwildernde Staude, die
grosse und dichte Bestände bildet und damit die einheimische Vegetation verdrängt." (4)
Wie dieser Verdrängungsprozeß abläuft, ist erklärt:
"Die Kanadische Goldrute bildet mit ihrem System an unterirdischen Ausläufern extrem dichte Bestände, die grosse Flächen einnehmen können und die einheimische Vegetation verdrängen. Solche Bestände sind sehr artenarm und lassen nur wenige einheimische Arten aufkommen. Zudem breitet sie sich rasch mit bis zu 19000 Samen pro Stängel durch den Wind aus." (5)
Andere Autoren äußern solche Ängste nicht. Auch Matthias Zimmermann nennt die Verdrängung der einheimischen Pflanzen als Problem, relativiert diesen Prozeß jedoch:
"Insgesamt ist aber ihre Wirkung auf andere Pflanzen begrenzt, da sie vor allem freie Flächen neu besiedelt." (6)
Wie die Pflanze zu bekämpfen ist, wird gelegentlich geschildert:
"Um den Bestand zu verringern, ist ein zweimaliger Schnitt erforderlich. Dabei liegen die besten Zeitpunkte im Frühsommer vor der Bildung der Rhizomknospen (Ende Mai) und im Hochsommer vor der Blüte (August)." (7)
Aber damit ist es noch nicht getan:
"Nach der Mahd treibt die Goldrute verstärkt aus. Die Bekämpfung ist daher nur sinnvoll, wenn sie konsequent über mehrere Jahre hinweg durchgeführt wird. Wenn die Bestände auf ein akzeptables Maß zurückgegangen sind, reicht ein einmaliger Schnitt im Juni aus." (8)
Diejenigen, die sich für Heilkräuter interessieren, wissen vermutlich, daß man der Pflanze heilende Wirkung zutraut. Man bereitet ein Tee damit zu. (9) Das Heilmittel soll bei Harnwegserkrankungen und bei Harnsteinen Krankheiten heilen und könne gegen Nierenprobleme eingesetzt werden. Mit einem historischen Hinweis ausformuliert ist das hier:
"Die Kanadische Goldrute wird bereits seit dem Mittelalter erfolgreich zur Behandlung einer Blasenentzündung und Nierenentzündung eingesetzt. Ihre Inhaltsstoffe wirken harntreibend, entzündungshemmend und entkrampfend." (10)
Die Imker meinen zur Ergiebigkeit der blühenden Pflanze für Bienen:
"Nektar: reiches Angebot an Nektar" (11)
Die Pflanze läßt sich auch industriell ausbeuten und wird deshalb als Kulturpflanze angebaut: "Solidago canadensis stammt aus Nordamerika und gilt als eine der ältesten Färberpflanzen. Sie wurde bereits von den Navajo- Indianern zum Färben von Baumwolle benutzt. In Mitteleuropa kommt diese Pflanze größtenteils verwildert vor und gilt als invasives Unkraut. Heute rückt sie immer mehr durch den Gebrauch als nachwachsender Rohstoff in Funktion von Farbestoffen in den Mittelpunkt des Interesses." (12)
Das läßt erahnen, wie umfangreich der Nutzen einer Pflanze für die einen, oder wie sehr zum Schaden sie für andere sein kann. Die Naturschützer, die heimische Arten schützen wollen, sehen in ihr einen schädlichen Verdränger; Imker, Heilkundler und Färber verweisen auf den Nutzen der "Kanadischen Goldrute".
Karl-Ludwig Diehl
Anmerkungen:
(1) siehe in: Manfred Bergau, Horst Müller, Wilfried Propst, Burkhard Schäfer: Bestimmungsbuch. Streifzüge durch Dorf und Stadt. Stuttgart, etc., 2004 (1.Auflage im Jahr 2000). S.62
(2)-(3) zitiert aus: Natur-Lexikon.com. Matthias Zimmermann: Goldrute. In:
http://www.natur-lexikon.com/Texte/MZ/002/00161-Goldrute/MZ00161-Goldrute.html
(4)-(5) zitiert aus:
http://www.kompost.ch/beratung/xmedia/soli_can_d.pdf
(6) zitiert aus:
http://www.natur-lexikon.com/Texte/MZ/002/00161-Goldrute/MZ00161-Goldrute.html
(7)-(8) zitiert aus:
http://www.bachpaten-freiburg.de/oekologi/neophyt/goldfr.htm
(9) siehe dazu in:
http://www.die-honigmacher.de/kurs2/pflanze_88.html
(10) zitiert aus:
http://www.heilfastenkur.de/Kanadische_Goldrute.shtml
(11) zitiert aus:
http://www.die-honigmacher.de/kurs2/pflanze_88.html
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