Samstag, 11. Dezember 2010

Afrikanisches Greiskraut - Senecio inaequidens

Das Korbblütengewächs "Senecio inaequidens", mit den deutschen Bezeichnungen "Afrikanisches Greiskraut" oder "Schmalblättriges Kreuzkraut" stammt aus Südafrika.

"Ihre Samen wurden durch Wollimporte bei uns eingeschlappt und erst in den letzten Jahren hat sie sich vor allem entlang der Hauptverkehrslinien (Autobahnen, Bahnstrecken) stark ausgebreitet." (1)

Der Vorgang ist interessant. Es wird gegen diese Pflanze vorgegangen, um die heimischen Pflanzen zu schützen. Für das Gebiet der Schweiz steht sie auf einer "schwarzen Liste":

"In der Freisetzungsverordnung der Schweiz steht das Schmalblättrige Greiskraut auf der Liste der verbotenen invasiven gebietsfremden Pflanzen" (2)

Es bestehen also Absichten, diesen Immigranten aus der Schweiz auszuweisen. Das wird aber etwas schwierig werden.

Pferdehalter haben mit den Greiskraut-, bzw. Kreuzkrautarten große Probleme. Werden Weiden von der Pflanze nicht befreit, geraten die Tiere in Gefahr. Den Pferdehaltern ist die Giftigkeit der Pflanze nicht bekannt. Deswegen wird von den relevanten Beratungsstellen besonders darauf hingewiesen, wo das Problem liegt. Man sieht die Pflanze als "Die große Unbekannte" und weist auf die Gefahr hin: "Kann von anderen nicht unterschieden werden", oder: "Toxizität wird unterschätzt, verharmlost oder ignoriert". Es herrsche ein "Therapienotstand", wenn Tiere erkranken, da die Symptome falsch gedeutet werden. Es bestünden "Forschungslücken". (3)

Bergau, Müller, Propst und Schäfer beschreiben die Pflanze so:

"Blätter schmal, mit gezähntem, umgerollten Rand. Blütenköpfchen mit 10 - 15 Zungenblüten." (4)

Eine solche Beschreibung ist etwas knapp. Man wird also zusätzlich auf andere Literatur zurückgreifen müssen, um diese Pflanze eindeutig zu identifizieren. Wie schwierig Bestandsaufnahmen sind, zeigt das Beispiel des auf den Pflanzenbestand hin untersuchten Firmengeländes der Autoproduktionsstätte Ford in Köln, auf dem auch "Afrikanisches Greiskraut" gefunden wurde:

"In der eine volle Wuchsperiode (Frühling bis Herbst) umfassenden Aktion wurden über 150 Arten dokumentiert, und zwar verteilt auf neun verschiedene Biotoptypen - zu denen zum Beispiel auch so lebensraumfeindliche Standorte wie Pflaster- und Mauerritzen, Straßenböschungen, Gleisanlagen und Parkplätze gehören. So leben allein 16 verschiedene Pflanzenarten in den Fugen und Ritzen der Ford-Kaimauer zum Rhein. 98 Arten wie zum Beispiel die Acker-Kratzdistel oder das Acker-Vergißmeinnicht sind einheimische Pflanzen. 20 Arten wie zum Beispiel die Kanadische Goldrute oder das Afrikanische Greiskraut sind Neueinwanderer, das heißt, sie würden ohne die Hilfe des Menschen hier nicht vorkommen. Bei 32 Arten ist eine Zuordnung nicht möglich. Insgesamt wachsen Pflanzen aus allen fünf Kontinenten auf dem Ford-Werksgelände in Köln. Darunter befinden sich Arten, die für die Stadt- und Industriegebiete heutzutage zum typischen Erscheinungsbild gehören wie zum Beispiel Kanadisches Berufkraut, Chinesischer Sommerflieder, Afrikanisches Greiskraut oder Kleines Springkraut (Ostasien)." (5)

Es heißt in dem Bericht, daß über 150 Pflanzenarten angetroffen wurden, davon jedoch 32 Arten nicht eingeordnet werden konnten.

Inzwischen hat man sich daran gemacht, die "Invasionsdynamik des Schmalblättrigen Greiskrauts Senecio inaequidens in Mitteleuropa" zu untersuchen. Gefördert wurde das Projekt durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt:

"Biologische Invasionen stellen eine der Hauptursachen für den Verlust an Biodiversität und für Änderungen in der Struktur und Funktion von Ökosystemen dar. Ziel dieses Promotionsprojektes ist es, ein besseres Verständnis der Dynamik biologischer Invasionen zu gewinnen und dadurch eine Grundlage für Managemententscheidungen zu schaffen. Hierzu soll beispielhaft die Invasionsdynamik des aus Südafrika stammenden Schmalblättrigen Greiskrauts (Senecio inaequidens) in Mitteleuropa untersucht und der weitere Verlauf dieser Invasion vorhergesagt werden. Dies soll durch eine Kombination von Freilanduntersuchungen, Experimenten und mechanistischen Simulationsmodellen erreicht werden.Die bisherigen Ergebnisse der Untersuchungen zum Schmalblättrigen Greiskraut in seinem afrikanischen und europäischen Verbreitungsgebiet helfen uns die Ursachen für die schnelle Ausbreitung der Art in Europa zu verstehen. Sie eröffnen außerdem Möglichkeiten zu ihrer Bekämpfung." (6)

Susanne Lachmuth, die das Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit der Universität Potsdam betreiben konnte und auf Reisemittel der Hans-Sauer-Stiftung zurückgreifen konnte, um der Pflanzenart sowohl in Südafrika wie in Europa nachzuspüren, läßt verlauten:

"Im Falle einer biologischen Bekämpfung sollten Insekten aus den entsprechenden Gebieten eingeführt werden." (7)

Zum Neophyt Pflanze käme dann noch eine neue Insektenart nach Europa. Durch rechtzeitige Mahd der Flächen, die mit der Pflanze bewachsen sind, die vor der Blütezeit der Pflanzen im Mai durchzuführen ist, könne die rasche Ausbreitung des Afrikanischen Greiskrautes eingedämmt werden.

Die giftige Pflanze schafft in vielen Regionen Unbehagen. Die Mittelbadische Presse etwa schreibt:

"Das Schmalblättrige Kreuzkraut ist im Ortenaukreis auf dem Vormarsch: Die aus Südafrika stammende, giftige Pflanze wurde bei uns bereits vor 15 Jahren gefunden und wuchs bislang – weitgehend im Verborgenen – auf Kies- und Schuttflächen. Nun breitet sich diese Art entlang der A 5 aus." (8)

Die Überschrift zu dem Zeitungsartikel vom 12.7.2010 sagt es deutlicher:

"Ortenau: Kreuzkraut auf dem VormarschGiftige Pflanze breitet sich auf dem Mittelstreifen der Autobahn aus / Heimat: Südafrika" (9)

Das Unbehagen ist weit verbreitet und führte im politischen Raum zum Beschluß von Maßnahmen:

"Gebietsfremde invasive Arten können je nach Erdregion und Begleitumständen ein wichtiger Faktor für den Rückgang der biologischen Vielfalt sein. Diesem Problem wurde mit dem Artikel 8 (h) des Übereinkommens über die biologische Vielfalt von 1992 Rechnung getragen, in dem es heißt, dass die Vertragsstaaten die Verpflichtung eingehen, „... soweit möglich und sofern angebracht, die Einbringung gebietsfremder Arten, welche Ökosysteme, Lebensräume oder Arten gefährden, zu verhindern, und diese Arten zu kontrollieren oder zu beseitigen"." (10)

Zu diesem Beschluß einer Vertragsstaatenkonferenz zum Schutz heimischer Pflanzen wird gesagt:

"Deutschland hat das Übereinkommen über die biologische Vielfalt am 12. Juni 1992 unterzeichnet und am 21. Dezember 1993 ratifiziert. Es trat am 29. Dezember 1993 in Kraft." (11)

Zum Afrikanische Greiskraut gibt es in diesem Bericht eine gute Beschreibung:

"Senecio inaequidens ist ein ausdauernder, bis ca. 60cm hoher, für Menschen giftiger Halbstrauch. Er besitzt einen am Grund verholzenden, stark verzweigten Stengel mit zahlreichen, meist schmallinealen Blättern (1-7mm breit) und zitronengelbe Blütenköpfchen mit einem Durchmesser bis 25mm. Bezüglich der Blattform und -breite zeichnet sich die Art durch eine gewisse Variabilität aus (inaequidens = ungleichzähnig, vgl. ADOLPHI 1997). Die Blütezeit währt nach Angaben aus Südwestdeutschland von Juli bis Dezember (OBERDORFER 1983, SEBALD et al. 1996), nach Angaben aus dem Bremer Raum von Anfang Mai bis Dezember (KUHBIER 1996). Der Blühbeginn hat sich in der jüngeren Vergangenheit scheinbar permanent „nach vorne" verschoben; z. B. konstatierte GERSTBERGER noch 1978 eine herbst- bis winterliche Blüte (September bis Januar), doch bereits BÜSCHER (1989) und MOLL (1989) diskutieren die Angleichung der Blütezeit an mitteleuropäische Verhältnisse. Nach RADKOWITSCH (mündl.) macht die exorbitant hohe Samenproduktion die rasche Ausbildung angepasster Ökotypen wahrscheinlich. ADOLPHI (1997) erklärt die „Angleichung" der Blütezeit eher damit, dass Jungpflanzen mehrere Monate brauchen, bis sie blühen können, in einem neuen Siedlungsraum also zunächst nur Spätblüher auffallen. Andererseits können etablierte Altpflanzen nach milden Wintern bereits im April oder Mai zur Blüte gelangen (WERNER et al. 1991, ADOLPHI 1997). KUHBIER (1996) beobachtete zwei Haupt-Blühphasen (Ende Juli und Anfang September); diese Beobachtung wird von ADOLPHI (1997) bestätigt. In Massenbeständen („Senecio inaequidens-Bestände", vgl. z. B. BRANDES 1993, REIDL 1995) der Art werden „riesige Samenmengen" (ADOLPHI 1997) erzeugt, die einen hohen Besiedlungsdruck auch auf ungewöhnliche Standorte ausüben (z. B. Zierrasen oder die Fassade des Kölner Doms, /../)." (12)

Die Autoren Klaus Adolphi, Dietrich J.Werner, Annemarie Radkowitsch, Gerhard Hard und Lenz Meierott nennen auch weitere Bezeichnungen für das Afrikanische Greiskraut:

"Senecio inaequidens DC. 1837, Schmalblättriges Greiskraut
[Syn. Senecio reclinatus L.f., Senecio lautus Forster f. ex Willdenow, Senecio
harveianus Mac Owan, Senecio vimineus Harvey non DC., Senecio paniculatus
Berg., Senecio douglasii DC., Senecio burchellii DC., Senecio carnulentis DC.,
Senecio fasciculatus minor Schlecht.]
Deutsche Synonyme: Schmalblättriges Kreuzkraut, Ungleichzähniges Greiskraut,
Südafrikanisches Greiskraut
Englisches Synonym: South African ragwort" (13)

Laut ihrer Studie hat sich die Pflanze seit den 1970er Jahren vom Raum Aachen und vom Raum Bremen aus über Deutschland ausgebreitet. Nach Europa eingeschleppt worden sei sie als "Woll-Adventivpflanze", und zwar sei sie aus den südafrikanischen Regionen Transvaal, Natal und Oranje-Freistaat zu europäischen Häfen verbracht worden. Genannt sind als Ausgangsgebiete Mazamet in Südfrankreich, Calais, Verona, Lüttich und Bremen in Deutschland. Der erste Beleg für Bremen geht offensichtlich auf das Jahr 1896 zurück. Danach reißen die Belege nicht mehr ab, was auf eine rasche Verbreitung schließen läßt. (14)

Die Bekämpfung der Pflanze wird wohl immer schwieriger. Manche haben den Gedanken daran schon aufgegeben und stellen sich die Pflanze in die Blumenvase, wenn andere Blumen nicht mehr blühen. Resigniert heißt es:

"Wie wird man eines solchen Eindringlings Herr. Wenn solch eine Spezies Fraßfeinde hat, ist das oft kein so großes Problem. Hier aber fehlen diese. Unsere Kaninchen, die mit Vielem fertig werden, mögen Senecio nicht so gerne, knabbern an ihnen ein wenig rum und meiden dieses Grün dann. Auch die meisten Schnecken vollführen ihr gefräßiges Werk nicht an dieser Pflanze. Gegen Pilzkrankheiten ist der robuste Kerl einfach unempfindlich. Fazit, man kann nichts machen." (15)

Das Problem mit dieser Pflanze ist folglich den Leuten über den Kopf gewachsen, wie man so schön sagt.

Karl-Ludwig Diehl

Anmerkungen:
(1) zitiert aus: Manfred Bergau, Horst Müller, Wilfried Propst, Burkhard Schäfer: Bestimmungsbuch. Streifzüge durch Dorf und Stadt. Stuttgart, etc., 2004 (1.Auflage im Jahr 2000). S.84
(2) zitiert aus:
http://www.jacobskreuzkraut.de/schmalblaettriges_kreuzkraut.htm
(3) siehe dazu genauer in:
http://www.lfl.bayern.de/ips/unkraut/38800/linkurl_0_7_0_0.pdf
(4) zitiert aus: Bergau, Müller, Propst und Schäfer, wie vor, S.84
(5) zitiert aus: Umweltjournal: Ford hat alle am Standort Köln-Niehl wachsenden Bäume und Sträucher systematisch erfaßt. Köln, 4.3.2002. In:
http://www.umweltjournal.de/AFA_umweltnatur/020304Ford.php
(6)-(7) zitiert aus:
http://www.hanssauerstiftung.de/neu/index.php?option=com_content&view=article&id=68&Itemid=97
(8)-(9) zitiert aus:
http://www.baden-online.de/news/artikel.phtml?page_id=&db=news_lokales&table=artikel_ortenau&id=15069
(10) zitiert ist von der S.2 aus:
http://www.floraweb.de/neoflora/handbuch/senecio_inaequidens_fallstudie.pdf
(11) zitiert ist die Anmerkung 1 auf S.2 aus:
http://www.floraweb.de/neoflora/handbuch/senecio_inaequidens_fallstudie.pdf
(12) zitiert von S.3f. aus:
http://www.floraweb.de/neoflora/handbuch/senecio_inaequidens_fallstudie.pdf
(13) zitiert von S.3 aus:
http://www.floraweb.de/neoflora/handbuch/senecio_inaequidens_fallstudie.pdf
(14) siehe dazu genauer auf den Seiten 2f. in:
http://www.floraweb.de/neoflora/handbuch/senecio_inaequidens_fallstudie.pdf
(15) zitiert aus: gnogongo: Schmalblättriges Greiskraut - Senecio inaequidens. In:
http://gnogongo.twoday.net/stories/2303111/

3 Kommentare:

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