Bei dem Sauerklee "Oxalis fontana" herrscht offensichtlich ein gewisses Durcheinander der Benennung. Bergau, Müller, Propst und Schäfer verwenden für den "Oxalis fontana" die Bezeichnung "Steifer Sauerklee" (1), andere sagen dazu "Aufrechter Sauerklee", geben aber als Fachbezeichnung der Botaniker "Oxalis stricta" (2) an. Damit die Verwirrung noch größer wird, scheint es außerdem noch eine dritte Fachbezeichnung der Botaniker zu geben:
"Aufrechter Sauerklee (Oxalis fontana, syn. O. europaea, O. stricta)" (3)
Beschrieben wird diese Pflanze so:
"Stängel aufsteigend bis aufrecht. Blätter 3-teilig, ähnlich wie bei Kleearten /.../. Kennzeichnend sind die roten unterirdischen Ausläufer." (4)
In einem Kompendium, das sich mit dem Gift in Pflanzen beschäftigt, ist der Sauerklee "Oxalis fontana" so dargestellt:
"Im Gegensatz zum verwandten Waldsauerklee (Oxalis acetosella), der ein typischer Frühblüher ist, sind die Blüten des Aufrechten Sauerklees fast über die gesamte Vegetationsperiode zu beobachten, jedoch tritt die Pflanze nicht in den Massen auf, wie der Waldsauerklee." (5)
Zu der Säure, die der Pflanzengruppe den Namen gab, ließ sich diese Information zum "Aufrechten Sauerklee" auffinden:
"Der Aufrechte Sauerklee enthält Oxalsäure und Oxalate im Kraut. Diese Verbindungen wurden nach ihrem Auftreten im Sauerklee benannt, kommen aber in zahlreichen anderen Pflanzen vor, etwa den Aronstabgewächsen (z.B. Arum maculatum). Eine veraltete deutsche Bezeichnung für die Oxalsäure ist Kleesäure (entsprechend Kleesalze für die Oxalate). (6)
Der "Aufrechte Sauerklee" oder "Oxalis fontana" ist aus Nordamerika nach Europa gebracht worden und wird folglich als Neophyt aufgefaßt, der möglicherweise Schaden anrichtete. Er ist in einer Liste, in der Neophyten angeführt sind, so charakterisiert:
"gelbblühend, Schlafstellung der Blattfiedern bei Starklicht" (7)
Neophyten werden von Naturschützern bekämpft, andererseits sind zahllose Arten für unser Überleben wichtig geworden:
"Wie der Name (neo = neu und phyt = Pflanze) andeutet, handelt es sich um für uns neue Arten, die seit dem 15. Jahrhundert vor allem aus Nordamerika und Ostasien auf unterschiedlichen Wegen zu uns gekommen sind. Manche wurden als landwirtschaftliche Nutzpflanze (Mais, Kartoffel), als Forstpflanze (Douglasie, Robinie), als Heilpflanze (Kamille) oder als Kuriosität und Zierpflanze für Gärten (Springkraut, Goldrute, Riesenbärenklau, Staudenknöterich, Nachtkerze) eingeführt. Andere wurden mit Handelsgütern und anderen Pflanzen unbeabsichtigt eingeschleppt. Von den etwa 12.000 neuen Arten konnten einige längere Zeit bei uns überleben. Darunter sind einige wenige, die wegen der Verdrängung einheimischer Arten zu einem ökologischen Problem geworden sind." (8)
Wie der "Aufrechte Sauerklee" von Naturschützern oder den Landwirten beurteilt wird, dem ist genauer nachzugehen. Bergau, Müller, Propst und Schäfer schreiben zur Pflanze "Oxalis fontana":
"Der Steife Sauerklee wächst in Gärten, auf Äckern und auf Ruderalflächen. Er bevorzugt mineralsalzreiche, mäßig sauere Sand- und Lehmböden. Die Blätter der Pflanze reagieren auf Änderung der Licht- und Temperaturverhältnisse, aber auch auf Berührung mit Absenken der Fiederblätter. Berührt man die reifen Früchte, so springen sie auf und streuen die Samen aus." (9)
Da sie sagen, die Pflanze ist
"zu Beginn des 19.Jahrhundert aus Nordamerika nach Deutschland eingeschleppt worden" (10)
könnte die Formulierung "eingeschleppt worden" darauf hindeuten, daß dieser Vorgang nicht unbedingt von Vorteil für die deutschen Landschaftsräume gewesen war. Es scheint aber, was die Ankunft des "Aufrechten Sauerklees" in Europa betrifft, etwas genauere Angaben zu geben:
"Auch der gelbblühende Aufrechte Sauerklee (Oxalis fontana) /.../ ist Kennart einer eigenen Pflanzengesellschaft, der Vielsamen-Gänsefuß-Gesellschaft (Chenopodio-Oxalidetum fontanae), eine vorwiegend aus Annuellen aufgebaute Assoziation unserer Hackfruchtkulturen und Ruderalgesellschaften. Der Aufrechte Sauerklee stammt aus Nordamerika, gelangte 1658 als Zierpflanze nach England, ist seit Beginn des 19. Jahrhunderts verwildert und wird für OWL zuerst von ASCHOFF 1796 für Bielefeld und ECHTERLING 1846 für Augustdorf angegeben." (11)
Botaniker, die systematisch die Standorte von Pflanzen kartieren, kommen auch zu einem solchen Ergebnis für ein Gebiet in Korntal-Münchingen. So schreibt Anette Rosenbauer zu dem Vorkommen dort, daß der Aufrechte Sauerklee "selten" ist:
"Oxalis fontana Bunge Aufrechter Sauerklee: Auf Wegen und in Pflasterritzen, selten.
Korntal." (12)
Man kann also die kartierten Gebiete, die greifbar sind, systematisch durchgehen, um mehr darüber zu erfahren, wo sich der "Aufrechte Sauerklee" befindet und wie das zu bewerten ist.
Karl-Ludwig Diehl
Anmerkungen:
(1) siehe in: Manfred Bergau, Horst Müller, Wilfried Propst, Burkhard Schäfer: Bestimmungsbuch. Streifzüge durch Dorf und Stadt. Stuttgart, etc., 2004 (1.Auflage im Jahr 2000). S.62
(2) siehe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Aufrechter_Sauerklee
(3) zitiert aus:
http://www.gartendatenbank.de/wiki/oxalis-fontana
(4) zitiert aus: Bergau, Müller, Propst und Schäfer, wie vor.
(5)-(6) zitiert aus:
http://www.giftpflanzen.com/oxalis_fontana.html
(7) zitiert aus einer pdf.datei auf S.5 in:
http://www.alblamm.de/naturschutz/themen/neo/neophyten.pdf
(8) zitiert aus der pdf.datei, wie vor. S.1
(9)-(10) zitiert aus: Bergau, Müller, Propst und Schäfer, wie vor.
(11) zitiert aus:
http://www.egge-weser-digital.de/htm-inhalte/11057086.htm
(12) Anette Rosenbauer zitiert aus: Flora von Korntal-Münchingen. In:
http://www.bund.combatech4.de/downloads/rosenbauer.pdf
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen